Deine 5 Anhaftungen

Was sind die Ketten, die dich gefangen halten und dich von der Erkenntnis deines wahren Selbst abhalten? Du wirst erstaunt sein, wo sie herkommen.

Schließe deine Augen und atme drei Mal tief ein und wieder aus. Was geht dir gerade durch den Kopf? Wo hältst du dich gerade dran fest?

Viele deiner Gedanken sind wahrscheinlich häufig immer dieselben. Sie sind wie Planeten in einer Umlaufbahn, welche du zu bestimmten Bedingungen sehen kannst. Pfeile, die dich treffen und dich gut oder schlecht fühlen lassen. Bei den meisten Menschen sind es ca. 80.000 am Tag. Stell dir einmal 80.000 Menschen vor, die dir etwas sagen.

Nun die nächste Frage: Wie viele dieser Gedanken sind konstruktiv und erschaffen etwas und wie viele sind destruktiv und lähmen dich?

Ich gehe davon aus, dass der Großteil deiner Gedanken dich nicht unbedingt deinen Zielen näherbringt. Sie lenken dich eher ab. Manche versuchen schon gar nicht mehr hinzuhören und werden sich ihrer Gedanken unbewusst. Dadurch verliert man jedoch immer weiter den Kontakt zu sich selbst. Gleichermaßen darf man sich aber auch nicht komplett von ihnen vereinnahmen lassen.

Denn: Gedanken kommen und gehen. Sie sind bei genauerer Betrachtung unbeständig und nichts Festes, wie wir immer glauben. Gedanken, oder generell die Geistesformation, stellt eine der 5 Anhaftungen dar. Sie werden auch die 5 Skandhas genannt und verkörpern einen weiteren Grundpfeiler der buddhistischen Lehre.

Das Erkennen der 5 Anhaftungen in dir selbst ist wahrscheinlich das größte Hindernis auf dem Weg zur Befreiung. Du kannst sie dir wie unsichtbare Stahlketten vorstellen, welche dich gefangen halten und stetig an dir reißen. Durch sie bestimmt die Außenwelt deine inneren Zustände, wie bei einer Marionette. Mit genauer Betrachtung kannst du sie jedoch lösen und letztlich wirst du dann feststellen: Du ganz allein hast sie dir angelegt!

Nicht deine Familie, nicht deine Freunde, nicht deine Arbeitskollegen und nicht deine Umstände usw.

Bist du bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen?

Schließlich ist es leichter, Verantwortung abzugeben, als sie zu übernehmen.

Der materielle Körper

Der Körper, einschließlich der fünf Sinnesorgane Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken, stellt hierbei die einzige materielle Anhaftung dar. Genauer beinhaltet er die vier Grundelemente Festes, Flüssiges, Wärme und Bewegung. Man meint damit also den gesamten Raum von innerer und äußerer Materie.

Die Gefühle

Die zweite Anhaftung der Gefühle ist immaterieller Natur, wie auch alle anderen folgenden Anhaftungen, und beschreibt unsere körperlichen sowie geistigen Empfindungen. Fühlen wir uns gut, schlecht oder neutral? Sie sind die erste, instinktive Reaktion auf die Summe der fünf Sinnesorgane aus Form, Ton, Berührung, Geruch und Geschmack.

Die Wahrnehmungen

Wahrnehmungen sind das Erkennen körperlicher oder geistiger Objekte. Welche Farbe hat das Auto? Ist die Milch noch gut? Sie sind komplexer als die Empfindungen und stellen die dritte Anhaftung dar. Wir können Objekte durch sie unterscheiden und sortieren.

Die Geistesformationen

Wie schon ein wenig in der Einleitung angeklungen ist, verkörpern die Geistesformationen alle geistigen Objekte und ihre Wirkung auf uns. Es sind alle guten, wie auch schlechten Willenstätigkeiten: Interessen, Willensregungen, Sehnsüchte und Tatabsichten. Quasi die Bedeutungen, die wir unseren Wahrnehmungen geben. Sie formen unseren Willen und unser Handeln. Sie haben dich zu der Person gemacht, die jetzt gerade vor dem Bildschirm sitzt.

Nach dem Buddha erzeugt jegliches Wollen Karma, welches ich hier nur kurz als Ursache und Wirkung beschreiben möchte. Vereinfacht kann man es sich so vorstellen, dass wenn man zum Beispiel bei einem Vorstellungsgespräch nett und höflich ist, man viel eher den Job bekommt. Ist man hingegen unfreundlich und aufbrausend, stehen die Chancen auf eine Zusage eher nicht so gut. Unser Karma ist also der Wind, der unser Segelboot entweder zu paradiesischen Stränden oder aber die Niagarafälle hinunterführt. Durch geistige Objekte formen wir so unter Schicksal.

Gefühle und Wahrnehmungen sind hierbei keine Willenstätigkeit und erzeugen dadurch kein Karma. Ausschließlich Willenstätigkeiten wie Aufmerksamkeit, Entschlossenheit, Vertrauen, Konzentration, oder Sammlung, Weisheit, Tatkraft, Begierde, Hass, Widerstreben oder Unwissen haben karmische Auswirkungen auf dein Leben.

Das Bewusstsein

Die fünfte Anhaftung entsteht nun aus der Bewusstmachung der Summe aller zuvor genannten Anhaftungen. Sie beschreibt die Reaktion auf zum Beispiel einen Umstand. Jemand greift dich an und du entscheidest dich für Kampf oder Flucht. Durch das Bewusstsein entsteht ein vermeintliches Ich, welches immer Objekt und Subjekt, Beobachter und Beobachtetes als Grundlage hat.

Löse deine eigenen Ketten!

Für spirituell Suchende ist zunächst die genauere Betrachtung der Geistesformationen von großer Bedeutung. Sie formen unser Leben und entscheiden darüber, ob wir glücklich oder unglücklich sind, ob wir arm oder reich sind, ob wir sportlich oder unsportlich sind. Die Kenntnis der 5 Anhaftungen vergrößert den Raum, in welchem in dir Bewusstsein herrschen kann.

Woher kommen deine Anhaftungen und was wollen sie dir sagen? Gerade die wiederkehrenden Anhaftungen sind häufig nur Hilfestellungen vom Leben, an denen du wachsen kannst. Solange sie wiederkommen, hast du die Lektion noch nicht gelernt. Um das Wirrwarr von Informationen, die in dein Bewusstsein treten zu entknoten, musst du unbedingt üben.

Sei es durch aufmerksame Reflexion, durch Meditation, durch Yoga, durch Sport oder Gesang.

Bilde dich weiter, lies, sprich mit anderen darüber.

Es gibt vieles, was du tun kannst. Du musst deine Konzentration und Aufmerksamkeit trainieren, um deine Ketten sichtbar zu machen. Erst dann kannst du dich davon lösen.

Du hast nun ein genaueres Bild davon, was dich alles davon abhält, deine wahre Natur zu erkennen und wirklich du selbst zu sein. Dich als festes Konstrukt gibt es eigentlich gar nicht wirklich. Das, was du für deine Persönlichkeit hältst, ist auch nur ein von dir und deinen Mitmenschen ausgedachtes Konstrukt, es bist nicht du selbst! Tue mir einen Gefallen und sieh genau hin, was bist du wirklich?

Die Zeiten der selbstgemachten Hölle sind vorbei, werde dir deiner selbst bewusst! Nur durch dein Handeln kannst du dich von deinem Leid befreien, warte nicht länger auf die Erlösung.

Es liegt in deiner Hand!

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